Die seit über 225 Jahren bestehende Friedr. Lohmann GmbH ist ein familiengeführtes Unternehmen. An zwei Standorten in Witten produziert die Firma Blech- und Stabstahlprodukte aus Schnellarbeits-, Werkzeug- und Spezialstahl, hitzebeständige und verschleißfeste Edelstahlgüsse sowie Schweißverbundkonstruktionen für Automotive, Maschinenbau, Werkzeugbau und Windkraft.
Am Standort Witten-Annen betreibt Friedr. Lohmann eine Edelstahlgießerei mit zwei Induktionsöfen. Die Anlage erreichte im Drei-Schicht-Betrieb eine Jahreskapazität von ca. 4.500 Tonnen. Spezialisiert ist die Gießerei auf individuell gefertigte Produkte in geringen Losgrößen(1 bis 500). 2013 plante das Unternehmen die Realisierung einer weltweit einzigartigen modularen Fertigungslinie für das ressourceneffiziente Formen und Gießen hochwertiger Sandguss-Bauteile in kleinen und mittleren Serien.
Bei der Fertigung von kleinen bis mittleren Losgrößen bestehen hohe Anforderungen an den Prozess, da sich die Schmelzen, Gießrandbedingungen und Gießfolgezeiten je nach gefertigtem Produkt fortlaufend ändern.
Das Unternehmen errichtete deshalb erstmalig im großtechnischen Maßstab ein Hochregallager (Modulcast) für häufig wechselnde Gusswerkstoffe und -stücke. Dabei werden die mit Sand gefüllten Formkästen programmgesteuert dem Hochregallager (obere Ebene) in vordefinierte Gießpositionen zugeführt. Durch den wahlfreien Zugriff auf die Formkästen zu jedem Zeitpunkt des Abgießvorgangs lassen sich die Warte-, Transport- und Manipulationszeiten beim Erschmelzen und Abgießen gegenüber herkömmlichen statischen Verfahren verringern.
Durch die kürzeren Wartezeiten an den Induktionsöfen sinken die Abstichtemperaturen um durchschnittlich ca. 40 °C. Dies führt zu erheblichen Energieeinsparungen sowie zu einer deutlichen Reduzierung der Abbrandverluste.
Der wahlfreie Zugriff auf die Formkästen erlaubt darüber hinaus eine anforderungsorientierte Steuerung der Produktion und führt insgesamt zu einer besseren Reproduzierbarkeit des Gießablaufs. Hiermit verbunden sind erhebliche Ausbringungsgewinne – so können stark überhitzte Schmelzen und Kaltanschweißungen vermieden werden.
Die Hochregallösung verringerte auch den Hallenflächenbedarf der Fertigungsanlage. Da die Gieß- und Abkühl-Areale kleiner sind, können die beim Abgießen und Erstarren entstehenden Dämpfe nahezu vollständig abgesaugt und in einen Wärmetauscher gespeist werden.
Die gewonnene Wärme wird heute zur Beheizung der Halle eingesetzt.
Ressource | Einsparung* |
Ausschuss | ca. 39 t/a |
Abbrand | ca. 61 t/a |
Strom | 1.021.500 kWh/a |
CO2-Emissionen | ca. 594 t/a |
Reduktion von diffusen Stäuben | ca. 50 t/a |
*auf Basis einer Durchsatzleistung von 4.500 t/a |
®PIUS-Finanzierung der EFA weist den Weg.
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Kostenlos bestellen ›Die Friedr. Lohmann GmbH nutzte im Vorfeld der Umsetzung auf Empfehlung der Metatech GmbH die Unterstützung der PIUS-Finanzierung der EFA. Nach eingehender Prüfung der geplanten Maßnahme erstellte das Unternehmen mit Unterstützung der beiden Beratungspartner eine Projektskizze für das Umweltinnovationsprogramm des Bundesumweltministeriums. Das Vorhaben wurde mit Mitteln in Höhe von 869.095 Euro aus dem BMUB-Umweltinnovationsprogramm gefördert.
Nach der Bewilligung des Zuschusses wurden die Beratungspartner mit der Erstellung des Abschlussberichts sowie der Abstimmung des Messprogramms beauftragt. Der Projektabschluss erfolgte im September 2017. Insgesamt investierte das Unternehmen ca. 5 Mio. Euro in die Maßnahme.