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Aus den Regionen: Interview mit Ekkehard Wiechel vom EFA-Regionalbüro Werl


Seit 2010 begleitet und unterstützt die Effizienz-Agentur NRW (EFA) produzierende Unternehmen in Südwestfalen rund um das Thema Ressourcenschonung. Ekkehard Wiechel vertritt die Agentur als Ressourceneffizienz-Berater in der Region. Wir sprachen mit ihm über die Auswirkungen der COVID-Pandemie auf den Wirtschaftsstandort, mit welchen Fragen zurzeit Unternehmen auf die EFA zukommen und welche Projekte und Schwerpunkte das Regionalbüro 2022 verfolgt.

Ekkehard Wiechel leitet das EFA-Regionalbüro Werl. Foto: EFA

Die COVID-Pandemie hat die Wirtschaft in der Region seit zwei Jahren im Griff. Lieferengpässe und Preissteigerungen treffen auch hier die Betriebe. Wie gehen die Unternehmen mit der Situation um?

Besonders die in der Region stark vertretenen Automotive-Zulieferer sind von den unterbrochenen und eingeschränkten Lieferketten betroffen. Durch die engmaschig verknüpfte Wertschöpfungskette resultieren aus dieser Entwicklung häufig Schwierigkeiten in der Logistik. Diese führen wiederum zu Planungsproblemen in der Fertigung, der Materialdisposition sowie in den Folgeprozessen. In Kombination mit der nicht stabilen Rohstoff-, Bauteil-, und Halbzeugversorgung führt dies oft zu wirtschaftlichen Nachteilen. Häufig resultieren daraus auch höhere Energie- und Materialverbräuche in den Betrieben.

Viele Unternehmen reagieren auf die aktuelle Situation mit verstärkten Aktivitäten zur Flexibilisierung der Produktion und mit Maßnahmen zur kosteneffizienten Fertigung volatiler Auftragsgrößen. Hierbei spielt besonders die Digitalisierung eine wichtige Rolle. Unsere Unterstützungsangebote im Themenfeld Ressourceneffizienz 4.0 erfreuen sich deshalb zurzeit großer Nachfrage.

Die EFA ist in mit ihrem Regionalbüros immer nah an der Wirtschaft dran. Mit welchen Fragen kommen Unternehmen zurzeit auf Sie zu?

Neben dem oben benannten Themen ist das Interesse am Thema Treibhausgasbilanzierung enorm. Mit unserem Bilanzierungstool ecocockpit sind wir hier gut positioniert und ermöglichen es Unternehmen, ein scheinbar schwieriges Thema auf smartem Wege kennenzulernen. Positiver Nebeneffekt: Kundenanforderungen nach Treibhausgas-Bilanzen werden ebenfalls erfüllt. Wesentlicher Vorteil des ecocockpits: Die Identifizierung der CO2-Treiber führt zu konkreten Ansätzen, um den Materialverbrauch und Energieeinsatz im Unternehmen zu senken.

Welchen Stellenwert haben Themen wie Ressourceneffizienz und Circular Economy für die Unternehmen angesichts der aktuellen Herausforderungen?

Den meisten Unternehmen ist die Relevanz des Themas Ressourceneffizienz bewusst. Denn der effizientere Einsatz von Materialien und Energie schont nicht nur Umwelt und Klima, sondern senkt auch die Kosten. Viele Betriebe planen z. B. aktuell konkrete Maßnahmen, um den eigenen CO2-Footprint zu verbessern. Circular Economy ist für den überwiegenden Teil der Unternehmen zurzeit noch ein Thema, welches im Wesentlichen auf politischer Ebene diskutiert wird. Hier sehen sich vornehmlich die Unternehmen angesprochen, die das Design eines Produktes verantworten – also weniger die zuliefernden Betriebe. Für Gründende scheint sich hier allerdings ein interessantes Betätigungsfeld aufzutun.

Mit welchen Angeboten unterstützt Ihr EFA-Regionalbüro Industrie und Handwerk konkret?

Das EFA-Regionalbüro Werl unterstützt produzierende Unternehmen in sämtlichen Fragen zur Reduktion des Material- und Energieeinsatzes. Hierbei sind insbesondere die neutrale Analyse und unsere fachliche Expertise der Schlüssel zum Erfolg. Bei Unternehmensbesuchen werden ausgehend von Zahlen, Daten und Fakten im Rahmen unseres Ressourceneffizienz-Beratung Einsparpotenziale identifiziert und konkrete Maßnahmen zur Steigerung der Ressourceneffizienz entwickelt.

Mit der Finanzierungsberatung bieten wir Hilfe bei der Finanzierung von notwendigen Investitionen oder Forschungs- und Entwicklungsvorhaben und begleitet die Umsetzung von Maßnahmen.

Darüber hinaus unterstützen wir Unternehmen, Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Verbände dabei, in kooperativen Verbundvorhaben neue Trends und Herausforderungen anzugehen.

Wie wichtig ist die Zusammenarbeit mit den regionalen Partnern wie Kammern, Verbänden und Wirtschaftsförderungen für den Erfolg der EFA in der Region?

„Ein Netzwerk schadet nur dem, der es nicht hat“, so sagt man. Insbesondere in der Region Südwestfalen besteht eine intensive Kooperation bei der Unterstützung von Unternehmen. Den Ansprechpartnern ist seit vielen Jahren bewusst, dass Ressourceneffizienz der Schlüssel zu ökonomischen Vorteilen und einer guten Unternehmensstruktur in der Region ist. Diese gute Zusammenarbeit zeigt sich in einer Vielzahl von gemeinsamen Netzwerkprojekten und Angeboten für Unternehmen wie z. B. Ökoprofit oder in den bestehenden Ressourcen- und Energienetzwerken.

Welche Themenschwerpunkte verfolgt Ihr EFA-Regionalbüro 2022?

Einen besonderen Stellenwert hat die Unterstützung der Unternehmen bei der Digitalisierung im Sinne der Ressourceneffizienz 4.0. Auch das Thema Treibhausgasbilanzierung ist weiterhin hochaktuell. Hier werden wir auch dieses Jahr wieder zahlreiche Schulungen zu unserem ecocockpit-Tool anbieten.

Vielen Dank für das Gespräch!