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Aus den Regionen: Interview mit Eckart Grundmann vom EFA-Regionalbüro Münster


Seit 2002 begleitet und unterstützt die Effizienz-Agentur NRW (EFA) produzierende Unternehmen im Münsterland rund um das Thema Ressourcenschonung. Von Anfang an dabei ist Eckart Grundmann, der die Agentur als Ressourceneffizienz-Berater in der Region vertritt. Wir sprachen mit ihm über die Auswirkungen der COVID-Pandemie auf den Wirtschaftsstandort, mit welchen Fragen zurzeit Unternehmen auf die EFA zukommen und welche Projekte und Schwerpunkte das Regionalbüro 2022 verfolgt.

Eckart Grundmann leitet das Regionalbüro Münster der Effizienz-Agentur NRW seit 2002. Foto: EFA

Die COVID-Pandemie hat die Wirtschaft im Münsterland seit zwei Jahren im Griff. Lieferengpässe und Preissteigerungen treffen auch hier die Betriebe. Wie gehen die Unternehmen mit der Situation um?

Lieferengpässe und rasant steigende Preise führen zu massiven Störungen der Produktion. Betriebe, die aufgrund ihrer Marktposition die Kosten nicht an den Kunden weitergeben können, haben also ein großes Problem. Denn wenn die Erlöse die Kosten nicht mehr decken, werden diese Betriebe über kurz oder lang vom Markt verschwinden. Wer schon vor Corona Probleme am Markt hatte, gehört zu den Ersten, die aufgeben müssen. Corona wirkt hier wie ein Katalysator. Krisensituationen führen aber auch dazu, dass bis dato „auf die lange Bank geschobene“ Veränderungsprozesse endlich eingeleitet werden.

Können Sie ein Beispiel nennen?

Mir fällt da sofort das Schlagwort „Digitalisierung“ ein. Was Betriebe hier in kurzer Zeit für Veränderungen bewerkstelligt haben, ist bemerkenswert. Wenn wir diesen Schwung an Veränderungswillen auf sämtliche Bereiche der Wirtschaft übertragen können, ist mir um die Zukunft nicht bange.

Welchen Stellenwert haben Themen wie Ressourceneffizienz und Circular Economy für die Unternehmen angesichts der aktuellen Herausforderungen?

Die aktuelle Situation mit Materialknappheit und den steigenden Energiepreisen hat noch mehr Unternehmen für diese Themen sensibilisiert. Denn effizienteres Produzieren heißt ja, dass sich mit weniger Material- und Energieeinsatz wirtschaftliche Erfolge erzielen lassen und gleichzeitig Umwelt und Klima geschont werden. Das ist ja die DNA der Ressourceneffizienz und ein Wesensmerkmal der Circular Economy.

Die EFA ist in mit ihrem Regionalbüros immer nah an der Wirtschaft dran. Mit welchen Fragen kommen Unternehmen zurzeit sonst noch auf Sie zu?

Das Thema „Klimaneutralität“ hat für die Unternehmen eine zentrale Bedeutung erhalten. Entsprechend stoßen unsere Angebote, hier insbesondere das Treibhausgas-Bilanzierungstool ecocockpit, auf große Resonanz. Aber auch Fragen, die sich aus der neuen Lieferketten-Gesetzgebung ergeben, gewinnen jetzt an Bedeutung. Denn die Kunden wollen wissen, von wo das Material oder die Vorprodukte stammen.

Mit welchen Angeboten unterstützt Ihr EFA-Regionalbüro Industrie und Handwerk konkret?

Wir sorgen mit unserer Arbeit für Transparenz, damit die Unternehmen Antworten auf zentrale Fragen erhalten: Wie groß ist der betriebliche Material- und Energieeinsatz? Welche CO2-Emissionen resultieren daraus? Was ist über die eingesetzten Rohstoffe und Vorprodukte bekannt? Gibt es nachhaltige Alternativen? Mit unserer Expertise können Unternehmen sich gezielt mit diesen Aspekten ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit befassen, immer mit dem Ziel, die Kosten zu senken und die Wertschöpfung im Unternehmen zu erhöhen.

Wie wichtig ist die Zusammenarbeit mit den regionalen Partnern wie Kammern, Verbänden und Wirtschaftsförderungen für den Erfolg der EFA in der Region?

Ohne die Unterstützung unserer Kooperationspartner wären die Aufgaben nicht zu stemmen. Sei es bei Veranstaltungen, bei Finanzierungsvorhaben oder unserem Kerngeschäft, also der Beratung. Ohne Kammern, Verbände, den Wirtschaftsfördergesellschaften oder den Hochschulen könnte die EFA nicht so erfolgreich arbeiten, wie sie es derzeit tut. „Das Netzwerk ist der König!“

Welche Themenschwerpunkte verfolgt das Regionalbüro Münster in 2022?

Das Thema Circular Economy wird uns auch dieses Jahr beschäftigen. Um ressourcenschonender zu wirtschaften, müssen wir zukünftig mehr in ganzheitlichen Kreisläufen denken. Die EU-Strategie der Circular Economy nimmt genau diesen Gedanken auf, indem vom Produkt ausgehend auf den Nutzungskreislauf geschaut wird. Eine Frage, die sich hieraus ergibt, ist die, wie es gelingen kann, Produkte so zu gestalten, dass sie möglichst lange genutzt werden können.

Die EFA bietet hier konkrete Unterstützung an. So können Betriebe z. B. in unserem Gruppen-Workshop „Circo“ lernen, sog. Verschwendungspunkte zu identifizieren und einen Handlungsleitfaden zu entwickeln, um die eigenen Produkte neu und ressourceneffizienter zu gestalten.

Vielen Dank für das Gespräch!